Eine Revolution in der erschwinglichen Rennradtechnologie
Die Fahrradwelt steht vor einem Wendepunkt: Shimano präsentiert die neueste Iteration ihrer beliebten 105-Gruppe, die Shimano 105 Di2 R7100. Diese Einführung markiert einen bedeutenden Meilenstein in der 40-jährigen Geschichte der 105er-Serie und bringt elektronisches Schalten in eine bisher unerreichte Preisklasse. Lasst uns einen detaillierten Blick auf diese bahnbrechende Technologie werfen und analysieren, was sie für Radsportbegeisterte bedeutet.
Historischer Kontext und Positionierung
Seit ihrer Einführung im Jahr 1982 hat sich die Shimano 105 als die erschwingliche Option für qualitätsbewusste Radfahrer etabliert. Positioniert unterhalb der High-End-Gruppen DURA-ACE und ULTEGRA, hat die 105 stets von den technologischen Fortschritten ihrer teureren Geschwister profitiert. Mit der Einführung der elektronischen Di2-Technologie in der 105-Serie setzt Shimano diesen Trend fort und demokratisiert damit hochmoderne Fahrradtechnologie.
Technische Innovationen
1. Elektronisches Schaltsystem
Das Herzstück der neuen 105 Di2 ist das elektronische Schaltsystem. Es verspricht:
- Präzisere und zuverlässigere Schaltvorgänge
- Reduzierte physische Anstrengung beim Schalten
- Konsistente Leistung unter allen Fahrbedingungen
Ein besonderes Augenmerk verdient die Schaltgeschwindigkeit am Umwerfer, die laut Shimano beeindruckend sein soll. Dies könnte insbesondere bei plötzlichen Anstiegen oder im Wiegetritt von Vorteil sein.
Exkurs:
Wir haben euch gefragt, welchen Schaltungstyp ihr gerade verwendet. Es wird deutlich, dass sich Kund:innen größtenteils noch nicht umorientieren möchten und manuelle Schaltgruppen deutlich häufiger gekauft werden:
2. Hybrides Drahtlossystem
Shimano hat sich für ein hybrides System entschieden:
- Drahtlose Verbindung zwischen den Schalthebeln und der zentralen Steuereinheit
- Kabelgebundene Verbindungen von der Batterie zu Schaltwerk und Umwerfer
Diese Konfiguration soll die Vorteile beider Welten vereinen: die aufgeräumte Optik eines drahtlosen Cockpits und die Zuverlässigkeit kabelgebundener Komponenten.
3. Batterieleistung und -management
Die Batterieleistung ist ein kritischer Faktor bei elektronischen Schaltsystemen:
- Einzige aufladbare Batterie im Rahmen integriert
- Beeindruckende Reichweite von ca. 1000 km pro Ladung
- Ladevorgang ohne Entnahme der Batterie möglich
Im Vergleich zu vollständig drahtlosen Systemen wie SRAM eTap AXS, die separate Batterien für jede Komponente verwenden, könnte Shimanos Ansatz das Batteriemanagement vereinfachen.
4. 12-fach Antrieb
Der Wechsel zu einem 12-fach Antrieb bringt mehrere Vorteile:
- Größere Bandbreite der Übersetzungen
- Feinere Abstufungen zwischen den Gängen
- Abwärtskompatibilität mit bestehenden 11-fach Freiläufen
Die verfügbaren Kassetten (11-34 und 11-36 Zähne) in Kombination mit den Kettenblattoptionen (50-34 und 52-36 Zähne) ermöglichen Übersetzungen unter 1:1, was besonders bergfreudigen Fahrern entgegenkommen dürfte.
5. Verbessertes Bremssystem
Shimano hat auch das Bremssystem überarbeitet:
- Reduzierte Bremsgeräusche
- Erhöhte Wartungsfreundlichkeit
- Verbesserter Erstkontakt und erweiterte Kontrollzone
- Vereinfachter Entlüftungsprozess
Diese Verbesserungen könnten sowohl für Heimschrauber als auch für professionelle Mechaniker von Vorteil sein.
Anpassbarkeit und Konnektivität
Die 105 Di2 bietet ein hohes Maß an Individualisierung:
- Konfiguration über die E-TUBE PROJECT Cyclist Smartphone-App
- Anpassbare Schaltgeschwindigkeit und Gangwechsel pro Tastendruck
- Kompatibilität mit Fahrradcomputern von Drittanbietern (z.B. Garmin, Wahoo)
Diese Flexibilität ermöglicht es Fahrern, das System präzise auf ihre Bedürfnisse abzustimmen.
Analyse und Ausblick
Die Einführung der 105 Di2 könnte weitreichende Auswirkungen auf den Fahrradmarkt haben:
- Zugänglichkeitder Technologie: Elektronisches Schalten wird einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Dies könnte den Markt für mechanische Schaltungen mittelfristig schrumpfen lassen.
- Konkurrenzdruck: Andere Hersteller wie SRAM und Campagnolo könnten gezwungen sein, ihre Preisstrategien für elektronische Gruppen zu überdenken.
- Upgrade-Potenzial: Besitzer älterer 105-Gruppen oder mechanischer Ultegra-Systeme könnten nun eher geneigt sein, auf Di2 umzusteigen.
- Gewichtseinsparungen: Obwohl nicht explizit erwähnt, ist zu erwarten, dass die neue 105 Di2 leichter ist als ihr mechanischer Vorgänger, was sie für gewichtsbewusste Fahrer attraktiv macht.
- Langlebigkeit und Wartung: Elektronische Systeme sind weniger anfällig für Verschleiß durch Kabelreibung und Verunreinigungen. Dies könnte langfristig zu geringeren Wartungskosten führen.
Fazit
Die Shimano 105 Di2 R7100 stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Zugänglichkeit hochwertiger Fahrradtechnologie dar. Sie bringt viele der Vorteile der Top-End-Gruppen in eine erschwinglichere Preisklasse und könnte damit den Standard für Mid-Range-Rennräder neu definieren.
Für technikaffine Fahrer:innen, denen Dura-Ace- oder Ultegra-Schaltgruppen zu teuer sind, könnte die 105 Di2 die perfekte Wahl sein. Sie bietet die Präzision und Zuverlässigkeit elektronischen Schaltens zu einem attraktiveren Preis und könnte damit sowohl für ambitionierte Amateure als auch für preisbewusste Enthusiasten interessant sein. Die unverbindliche Preisempfehlung, liegt in Abhängigkeit der gewählten Komponenten bei rund € 1.800, wobei der Preis bei einigen Online-Händlern bereits auf knapp € 1.000 gefallen ist.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die 105 Di2 in der Praxis bewährt und wie der Markt auf diesen Vorstoß von Shimano reagiert. Eines ist jedoch sicher: Die Grenze zwischen High-End- und Mid-Range-Technologie im Radsport wird immer schmaler.